Nachricht an Sonja Jüngling

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besser:lieben-Expertin Sonja Jüngling beantwortet eure Fragen zum Thema Offene Beziehung

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Meine Partnerperson schlägt vor, die Beziehung zu öffnen. Was habe ich falsch gemacht?

Nichts! Dieser Wunsch hat vermutlich sehr viel mehr mit den Wünschen und Bedürfnissen deiner Partnerperson zu tun als mit dir. Er sagt nichts über die Qualität der Beziehung zu dir oder deine Person aus. Offene Beziehung oder Polyamorie kann helfen, mehr Bedürfnisse zu erfüllen. Grundsätzlich ist es gesund, sich auch Bedürfnisse außerhalb der Zweierbeziehung zu erfüllen. Allerdings gilt das nur für die üblicherweise oder nach Absprachen nicht als exklusiv angesehenen Bereiche wie z.B. ins Kino gehen oder bestimmte Themen mit anderen besprechen, an denen mein aktueller Beziehungsmensch kein Interesse hat. Falls die Bedürfnisse, die ich zu erfüllen suche, in den Bereich Partnerschaft fallen, kann das ein Grund sein, die Beziehung zu öffnen. Auch kann deine Partnerperson einfach sehr abenteuerlustig sein und viel Lust auf fremde Menschen und neue Haut haben und einfach ein Typ für Mehrfachbeziehungen sein. Da kannst du dann ja wirklich einfach gar nichts für.

Mehr als ein/e Sexualpartner*in – bedeutet das auch ein größeres Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten?

Nein. Üblicherweise sind Menschen, die ganz bewusst mehrere Sexualpartner*innen in ihr Leben lassen auch viel achtsamer, was das Thema STDs angeht. Physische Barrieren wie Kondome, Lecktücher und Femidom sowie regelmäßige Selbsttests und offene Gespräche darüber sind hier viel verbreiteter als bei monogamen Paaren. Das führt dazu, dass tatsächlich die Gefahr, sich in monogamen Konzepten anzustecken nachgewiesenermaßen höher ist, weil die sexuellen Kontakte hier heimlich sind und die Hürde, das anzusprechen oder einen Schutz zu nutzen, viel höher ist. Und leider reicht oft ein Kontakt. Konkret darüber zu sprechen, welche Praktiken ohne Schutz wann durchgeführt wurden und wie diese Person mit STDs umgeht, ist daher essentiell für die Gesundheit aller Beteiligten.

besser:lieben-Expertin Sonja Jüngling beantwortet eure Fragen zum Thema Polyamorie

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Was sind die Gründe dafür, eine Beziehung zu öffnen und vielleicht sogar polyamor zu leben?

Es gibt sicher viele. Die zwei wichtigsten sind einerseits die Veranlagung oder der Wunsch, mehrere romantische/partnerschaftliche/sexuelle Beziehungen zu führen, also eine (verbindliche) Verbindung zu mehr als einem Menschen.

Andererseits kann offene Beziehung oder Polyamorie auch helfen, mehr Bedürfnisse zu erfüllen. Grundsätzlich ist es gesund, sich auch Bedürfnisse außerhalb der Zweierbeziehung zu erfüllen. Allerdings gilt das nur für die üblicherweise oder nach Absprachen nicht als exklusiv angesehenen Bereiche wie z.B. ins Kino gehen oder bestimmte Themen mit anderen besprechen, an denen mein aktueller Beziehungsmensch kein Interesse hat. Falls die Bedürfnisse, die ich zu erfüllen suche in den Bereich Partnerschaft fallen, kann das ein Grund sein, die Beziehung zu öffnen.
Vor allem beim zweiten Grund ist der Zeitpunkt ein wichtiger Faktor. Bin ich grade aufgrund der unerfüllten Bedürfnisse und/oder aufgrund von Krisen oder Konflikten sehr unglücklich in meiner Beziehung und ist diese instabil oder gar kurz vor der Trennung, sollte ich mich erst darum kümmern und wieder eine sichere Basis als Ausgangslage zu haben. Denn der Prozess einer Beziehungsöffnung kann sehr aufreibend sein und vor allem keine strauchelnde Beziehung retten.

Ich habe Lust, mal ergebnisoffen über die Beziehungsform zu sprechen. Wie mache ich das, ohne meine Partnerperson zu verletzen?

Eine Garantie, achtsam genug zu sein und nichts zu sagen, was bei dem Gegenüber schlechte Gefühle auslöst, gibt es nicht.

Schön ist aber, wenn du das Gespräch gut vorbereitest, genug Zeit und einen guten Ort aussuchst, die Zustimmung deiner Partnerperson für ein Beziehungsgespräch einholst, gut zuhörst (und auch nonverbale Signale mitbekommst) und dir klar machst, dass nicht alles in diesem Gespräch gesagt werden muss. Oft ist das Gegenüber überfordert und braucht ein wenig, um die Information zu verarbeiten. Also gehe behutsam vor und überfrachte nicht. Auch dich nicht, denn du wirst vermutlich sehr nervös sein. Sich auf den Gedanken an eine andere Beziehungsform wirklich einzulassen, ist ein Prozess, der Zeit braucht. Viele Menschen fühlen sich dadurch falsch oder ungenügend. Darum ist es wichtig, viel Bestätigung und Sicherheit zu signalisieren. Mach deine Motive und Erwartungen klar. Es geht dir vermutlich nicht darum, plötzlich alles umzuschmeißen, sondern gesehen zu werden, Möglichkeiten durchzuspielen, etwas zu verändern, was aber nicht unbedingt heißt, dass sofort oder überhaupt geöffnet werden muss. Bei Beziehungen geht es immer um Verbindung und dazu gehört eben auch, mit meinem Beziehungsmenschen über das zu reden, was mich bewegt, ergebnisoffen und ohne Appell. Und zuzuhören, wenn es negative Gefühle gibt und sich dann nicht schuldig zu fühlen, sondern zu schauen, was die andere Person dann braucht. Im Anschluss kann dann geschaut werden, was du brauchst.