Sextherapie online
Zunächst eine Begriffsklärung: "Sextherapie" gibt es als solche nicht, denn es würde ja bedeuten, Sex sei die Therapie. Wir reden hier ausschließlich über "Sexualtherapie" oder "Sexualberatung", also Therapie und Beratung, die darauf angelegt ist, bei sexuellen Fragen, Irritationen, Problemen oder Störungen zu unterstützen. Hierbei ist zu unterscheiden, ob der/die Beratende "hands on" oder "hands off" arbeitet. Tatsächlich gelten Tantramasseure und sexological Bodyworker rein rechtlich als "Sexarbeiter*innen", weil sie sexuelle Handlungen ausüben i.S. von Auslösen von Erregung. Diese Arbeit ist zu unterscheiden von Beratung und Therapie, frage genau nach, wie die Person, der du dich anvertraust, ausgebildet ist, und womit du rechnen darfst. Wir empfehlen, nicht sofort "hands on" zu gehen, wenn du Probleme hast, da dies die Gefahr einer Trauma-Reaktivierung in sich bergen kann.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass „analoge“ Beratung und Therapie besser „funktioniert“ als digital. Das hat etwas damit zu tun, dass sich Ratsuchende und Berater*in einfach besser aufeinander beziehen, sich einschwingen können, wenn man sich in einem Raum gegenüber sitzt und wahrnehmen kann, wie der andere sich bewegt, atmet, da ist. Hierzu gibt es auch aktuelle Studien, und niedergelassene Psychotherapeuten dürfen sogar gar nicht ausschließlich digital behandeln, ohne den/die Patient*in einmal „in echt“ gesehen zu haben.
Dennoch kann es natürlich gute Gründe für eine digitale Beratung geben, und digitale Beratung ist immernoch besser als gar keine Beratung. Für manche Menschen ist die Hemmschwelle im Digitalen zum Beispiel viel niedriger, sie trauen sich da einfach eher. Manche Menschen haben auch vor Ort gar keine Möglichkeiten, Sexualtherapie analog in Anspruch zu nehmen, weil es schlicht kein Angebot gibt, oder weil sie nicht mobil sind. Und manche Paare in Fernbeziehungen profitieren davon, dass sie auch trotz der Trennung miteinander über ihre Themen sprechen können.
In der Corona-Pandemie sind viele Berater*innen und Therapeut*innen zwischenzeitlich auf digitale Beratung ausgewichen und haben in diesem relativ neuen Feld gute Erfahrungen gemacht. Digitale Beratung entwickelt sich stetig weiter, und wird an vielen Stellen auch immer besser. Und manchmal macht es einfach die gute Mischung aus analog und digital, denn auch das ist ja möglich.
Also: lieber digitale Beratung als gar keine Beratung.